SV Vorwärts Brigittenau – WBC IX 2:0 (0:0)

Samstag, 13.10.2013, 10:30 Uhr, WAF Gruabn, Wien (Österreich), 1. Klasse B (7. Spieltag, 6. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 60 (offiziell)

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Brigittenau ist der 20. Bezirk Wiens und dieser liegt – auch wenn sich das mathematisch jetzt nicht so automatisch erschließt – gleich neben dem 9. Bezirk, aus dem die Gäste an diesem Spieltag kamen. WBC steht übrigens für „Wiener Bewegungssportclub“, wobei Bewegungssport bestimmt in Abgrenzung zu Schach, Doppelkopf und Hallenhalma gedacht ist. Die Gastgeber sind eigentlich nur die Nummer 2 in Brigittenau. Die Nummer 1 ist der Verein WAF alias „Wiener Athletik Fußball“, nach denen der Platz benannt ist und der 1914 immerhin mal österreichischer Meister war. Nach dem Tod eines eher halbweltlichen Präsidenten in den Neunziger Jahren wurde der Verein aus finanziellen Gründen abgewickelt und kehrte erst 2010 wieder zurück in den Spielbetrieb, wo er gegenwärtig in der Oberliga B, also eine Liga höher als Vorwärts spielt. Eine große Rivalität scheint es ohnehin nicht zu geben. Immerhin teilen die Vereine sich ja auch Sportplatz und Vereinsheim. Der Sportplatz liegt tatsächlich in einer Art Grube oder Gruabn und ist umgeben von einem windschiefen Wellblechzaun, der wiederum von etwas altersschwachen Mietskasernen umgeben ist. Ich konnte sofort nachvollziehen, warum ein Local mir erzählt hatte, dieser Platz seiner der charmantesten Wiens.

Das Spiel war dann wie zu erwarten auf Berliner Kreisliganiveau, aber dennoch vergleichsweise fair. Der Schiedsrichter hingegen schien mit Peter Lustig geduscht zu haben. Der Elfmeter, den er den Gastgebern zusprach und den diese faierweise in den Himmel über Wien jagten, war wirklich lächerlich. Wenn es in der Situation ein Foul gegeben haben sollte, was zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist, dann war das immer noch deutlich außerhalb der Sechzehners. So etwas habe ich bislang echt selten miterlebt. Wirklich sehenswert waren eigentlich nur zwei Spieler – einmal Ivica Stanic bei Vorwärts, der nicht nur durch seine grauen Haare, sonderna uch durch seine für diese Spielklasse viel zu gute Ballbehandlung auffiel. Wenn meine Recherchen richtig sind, hat er wohl tatsächlich mal Anfang der Neunziger für den Wiener Sportclub Bundesliga gespielt. Zuzutrauen wäre es ihm von Alter und Technik her allemal. Auf der Gegenseite hingegen war der ebenfalls schon reichlich in die Jahre gekommene Sener Altunas, ein Schlitzohr, das mit wirklich allen Wasser gewaschen ist und allein in diesem Jahr schon beim vierten Verein spielt. Scheint nicht unbedingt der einfachste Typ Spieler zu sein, aber er macht offenbar noch immer seine Tore und dafür sind Stürmer_innen ja da…

Nach dem Spiel ging es dann weiter Spazieren auf der Donauinsel und Kaffee trinken im Café einer Galerie in einem Park, um die Zeit bis zum zweiten Spiel des Tages herumzukriegen. Groundhopping ist schon ein seltsames Hobby…

F#075

Song zum Spiel: Wu-Tang Clan – „Gravel Pit“

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Wiener Sportklub – 1. SC Sollenau 2:3 (1:0)

Samstag, 12.10.2013, 18 Uhr, Sportclub-Platz, Wien (Österreich), Regionalliga Ost (11. Spieltag, 3. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 1191 (offiziell)

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Da an dem Wochenende, an dem ich in Wien war, die obersten zwei Ligen der Männer Spielfrei hatten, war ein Spiel in der Regionalliga schon das höchste der Gefühle. Da aber der Sportklub und vor allem die legendäre Friedhofstribüne ohnehin auf der Liste, der abzuhakenden Fußballerlebnisse standen, passte das schon. Die unerwartet steile Tribüne und der ebenfalls unerwartet steile Friedhof dahinter sind auch wirklich eine Attraktion wie auch sonst das ganze Stadion mit seiner doch eigenwilligen Architektur und dem kubischen Wohnbau, der direkt ans Feld grenzt und von dessen Balkons aus die Nachbar_innen dem Spiel folgten. Das über alledem auch noch ein kompletter Regenbogen schwebte, machte das Erlebnis beinahe unwirklich kitschig.

Das Spiel war durchaus auf solidem Berlinliganiveau, der Support dagegen eher sparsam – wobei die Gesänge über Tannen und Berge, die sich der Gästekeeper Weidi anhören musste, mich schon zum lachen brachten. Am Ende war ich jedoch froh, dass der Sportklub nicht mein Verein ist, denn wenn ein Team, dem ich mit dem Herzen folge, sich so desolat präsentieren würde wie der WSK an diesem Tag gegen den Abstiegskandidaten aus Niederösterreich, dann wäre ich echt fuchsteufelswild geworden. Auch so entfuhr mir schon der eine oder andere wüste Fluch. Wie kann ein Team 2:0 führen und sich dann in weniger als einer Halbzeit so dermaßen die Butter vom Brot nehmen lassen und in der Nachspielzeit noch das 2:3 kassieren? Dass der Trainer umgehen das Handtuch warf, kann ich nachvollziehen und halte für richtig. Prompt gab es für den Sportklub, der inzwischen die rote Laterne von Sollenau übernommen hatte, am nächsten Spieltag gleich einen 3:0 Auswärtssieg gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Aber das ist eine andere Geschichte – genau wie die vom Rest des Abends im The Flag, der Fankneipe in den Innereien der Friedhofstribüne…

F#074

Song zum Spiel: Ween – „The Rainbow“

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SV Tasmania Berlin – Tennis Borussia Berlin 3:3 (2:1)

Sonntag, 06.10.2013, 14 Uhr, Werner-Seelenbinder-Sportpark, Berlin, Berlinliga (10. Spieltag, 6. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 334 (offiziell)

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Ein einziges Hin und Her war das. Dreimal ging Tasmania, besser bekannt als schlechtester Bundesligist aller Zeiten, in Führung. Dreimal glich TeBe wieder aus, wobei Micha Fuß gleich zweimal traf. Rein von den Chancen her wäre aber auch noch mehr drin gewesen, denn beide Teams waren in der Offensive um Längen besser als im Rückwärtsgang. Gegen Ende der ersten Hälfte zeigte Tasmanias Schlussmann Schelenz allerdings eine wunderschöne Flugeinlage, wie sie sonst unterhalb des Profifußballs selten zu sehen ist. Am Ende war es ein gerechtes Ergebnis, aber mit gerechten Ergebnissen ist ja meist niemand so richtig zufrieden…

Der Werner-Seelenbinder-Sportpark ist übrigens durchaus idyllisch gleich neben dem Tempelhofer Feld gelegen und verfügt auf beiden Gerade über mehrere Steinstufen, auf denen sogar teilweise Sitzschalen montiert sind. Ob es am Wimbledon-Charme des Grounds lag, dass der Support auf beiden Seiten eher verhalten ausfiel – wobei es mich doch überraschte, dass Tasmania überhaupt so etwas wie Fans hat – oder ob es am allgemeinen Sonntagskater lag, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach dem Spiel ging es jedenfalls zu Fuß Richtung Sonnenallee ins Azzam, wo es bekanntermaßen das beste Hummus Neuköllns gibt. Der Schwarztee dort war übrigens auch um Längen besser als der labberige Kaffee bei Tasmania.

Achja, und Besuch aus Hamburg war auch da (siehe Song zum Spiel)…

F#073

Song zum Spiel: Liga der gewöhnlichen Gentlemen – „Der fünfte Four Top“

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Ferencvárosi TC – Újpest FC 3:1 (1:1)

Sonntag, 22.09.2013, 16:30 Uhr, Puskás Ferenc Stadion, Budapest, Nemzeti Bajnokság I (8. Spieltag, 1. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 22.094 (offiziell)

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Nur drei ungarische Vereine konnten dabei bisher 20 oder mehr Titel erringen. Zwei von ihnen, Ferencváros und Újpest, sollten an diesem Sonntag im Budapester Derby aufeinandertreffen. Ferencváros gilt als größter, populärster und erfolgreichster Club des Landes, Újpest dagegen immerhin als der älteste noch existierende. Das Budapester Derby wurde bereits unzählige Male ausgetragen, das heutige Spiel war dennoch ein besonderes, weil es das erste reguläre Liga-Derby im Puskás Ferenc Stadion war, in dem Ferencváros während des Umbaus des heimischen Stadion Albert Flórián seine Heimspiele austrägt.

Bereits weit mehr als eine Stunde vor Anpfiff war das wunderschöne Stadion gut gefüllt. Überraschend für mich war, dass auch der Gästeblock sich zusehends füllte. Trotz mäßiger Ungarischkenntnisse hatte ich der Tagespresse entnehmen können, dass die organisierten Ultragruppen bei Újpest das Spiel boykottieren wollten, um gegen die Einführung einer Fankarte ähnlich der Karta Kibica in Polen zu protestieren – ein Anliegen, das ich als durchaus verständlich empfinde. Es waren auch tatsächlich keine Gruppenbanner im Block zu erkennen und eine wirklich Choreo gab es – von einer Schalparade abgesehen – auch nicht. Ob die Ultras von Újpest nun wirklich nicht vor Ort waren oder ob doch zumindest einige von ihnen „privat“ angereist waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Support der vielleicht Tausend Leute im Gästeblock war jedoch zumindest zu Beginn des Spiels durchaus respektabel.

Wenn der Gästesupport jedoch respektabel war, dann war das, was die Heimseite darbot Ehrfurcht gebietend. Schon die Choreo über die gesamte Kurve zum Einlauf war Spitzenklasse und von der Durchführung her nahe an der Perfektion. Der folgende Support war abwechslungsreich, stimmgewaltig und wurde von wirklich der gesamten Kurve getragen. Weniger schön hingegen waren die antiziganistischen Beleidigungen von beiden Seiten und und auch die zwei „Großungarn“-Banner auf der Gegengeraden hätten echt nicht sein müssen.

Interessant anzusehen war, dass die Hools von Ferencváros fernab der Ultrakurve im den Gästefans am nächsten gelegenen Block standen und offensichtlich auch geneigt waren, von dieser strategischen Nähe Gebrauch zu machen. Die Stiernacken, die im Gegensatz zur Kurve nicht in Vereinsfarben, sondern fast durchweg schwarz gekleidet waren und sich vergleichsweise wenig am Support beteiligten, versuchten nämlich gleich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit – dem frühen, aber verdienten Führungstreffer der Gäste in der 4. Minute – einen Blocksturm. Die Ordner_innen konnten sie jedoch aufhalten. Für mich überraschend war zu diesem Zeitpunkt im gesamten Stadion keinerlei Polizei zu sehen, und auch in dieser Situation griff sie nicht ein. Das nenne ich mal tatsächlich deeskalativ.

Der Újpest-Block drehte nach dem Tor natürlich völlig durch. Die Gastgeber auf dem Feld und auf den Rängen schienen durch den Rückstand jedoch eher noch motiviert zu werden, denn beide drehten jetzt erst richtig auf. In der 25. Minute kam das Team zum mittlerweile ebenfalls verdienten Ausgleichstreffer, und spätestens jetzt war es ein wirklich sehr gutes Spiel, das sich nicht hinter den europäischen Topligen verstecken brauchte. In der 40. Minute dann hatte Ferencváros eine vierfache Großchance, wie ich sie bis jetzt so nur äußerst selten gesehen habe, doch Újpest konnte das Unentschieden bis zum Pausenpfiff halten.

In der Pause war in der Heimkurve zu sehen, dass es gleich wieder eine Choreo geben würde, die sich abermals als wirklich gut, wenn auch zumindest, zumindest was den Bastelteil angeht, weniger spektakulär als die erste herausstellte. Direkt im Anschluss jedoch brach die sprichwörtliche Hölle los und die gesamte Heimkurve verwandelte sich in ein einziges pyrotechnisches Inferno. Zwar hatte es auch vorher und sogar vor dem Anpfiff schon den einen oder anderen Böller und ein bisschen Pyro gegeben, doch das hier stellte locker fast alles in den Schatten, was ich in Deutschland jemals gesehen habe. Überall leuchtete, knallte und blitzte es minutenlang, während die ganze Kurve in Rauch und immer noch mehr Rauch gehüllt wurde. Dass dann just in diesem Moment Újpests Juanan ein Eigentor erzielte und so Fernecváros – oder Fradi, wie der Verein auch genannt wird – in Front brachte, war natürlich die Krönung und die Kurve legte pyrotechnisch nochmal eine Schippe drauf. Wer es nicht glaubt, kann gerne hier ein Video ansehen.

Spätestens als in der 77. Minute auch noch das 3:1 für die Gastgeber fiel, war die Stimmung auf den Rängen absolut ausgelassen – jedenfalls im Heimbereich. Der Újpest-Block dagegen begann langsam aber sicher auszuticken und auch die Fradi-Hools schienen richtig Bock zu haben. Bevor jedoch irgendetwas passieren konnte strömten urplötzlich und sagenhaft schnell Polizeiketten vor alle drei Kurven. Von der Ultrakurve zogen sie sich jedoch umgehend zurück, als sie merkten, dass dort eher Feiern als Randalieren angesagt war – auch hier wieder super deeskalativ die Cops. Vor dem Gästeblock wurden sie jedoch mit fliegenden Sitzschalen empfangen und antworteten prompt mit Pfefferspray. Kurz darauf stürmte die Polizei den Block und trieb alle Gästefans unsanft nach draußen. Die Hools auf der anderen Seite hatten es unterdessen tatsächlich geschafft zum Abpfiff des Spiels auf die Laufbahn vor dem Block zu gelangen. Doch statt Richtung Újpest und Polizei zu stürmen, liefen sie direkt zur Mannschaft und halfen den Spielern ihre Trikots auszuziehen. Jetzt kamen auch aus der Heimkurve Hunderte Fans auf das Spielfeld geströmt. Die Polizei jedoch war wachsam und verhinderte durch eine Kette einmal längs über das Spielfeld, dass es doch noch zu „Feindkontakt“ kommen konnte. Auch wenn es einigen sicher in den Fingern gejuckt haben wird, dürfte die Jubelarie auch ohne viele Handgreiflichkeiten allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich persönlich jedenfalls werde wohl noch auf Monate hinaus geflasht sein von meinem ersten Budapester Derby.

F#072

Song zum Spiel: Daniel Sentacruz Ensemble – „Soleado“

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MTK Budapest – Paksi FC 2:0 (0:0)

Samstag, 21.09.2013, 18 Uhr, Hidegkuti Nándor Stadion, Budapest (Ungarn), Nemzeti Bajnokság I (8. Spieltag, 1. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 900

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Die Heimstätte von MTK Budapest, immerhin mit 23 Meisterschaften, zwei Pokalsiegen, zwei Siegen im Mitropapokal und etlichen Europapokalteilnahmen der zweiterfolgreichste Club des Landes nach Ferencváros, fällt eher in die Kategorie Bruchbude. Genau deswegen jedoch hatte ich mich fast schon in der Sekunde des Betretens in den Ground verliebt. Zwar ist es traurig, dass der Verein in der ersten Liga vor unter Tausend Zuschauer_innen spielt und sicher ist der Zustand des Stadions eher Ausdruck von Not als von Nostalgie, aber als jemand, der am Millerntor sozialisiert wurde und derzeit zumeist im Mommsenstadion anzutreffen ist, liebe ich Stadien wie dieses einfach.

Den rund fünf Kilometer langen Fußweg von der Innenstadt Budapests aus kann ich allerdings nur bedingt weiterempfehlen – zumal es auch eine Tram gibt. Wer einmal sehen will, wie viel Armut in einer europäischen Hauptstadt nur wenige Kilometer vom Regierungssitz entfernt möglich ist, ist hier jedoch an genau der richtigen Adresse. Wirklich wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut, als ich dort durch die Straßen stiefelte, nur grob wissend, wo es lang geht und auffallend wie ein bunter Hund. Immerhin wusste ich ja nicht, ob in Budapest Tourist_innen genauso ungerne gesehen sind wie in Berlin. Zwar wurde ich drei Tage später am Späti – oder ABC, wie es hier heißt – tatsächlich getreten und bepöbelt, aber mangels Sprachkenntnissen weiß bis heute nicht wieso. Budapest gilt ja als eine der sichersten Hauptstädte Europas. Gleichzeitig jedoch wählen dort rund zwei Drittel der Menschen mehr oder weniger offen rassistische Parteien. Anzunehmen, dass „Fremde“ hier und da nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen werden, liegt da durchaus nahe.

Bei MTK jedoch fühlte ich mich von Anfang an willkommen. Vielleicht ist ja tatsächlich etwas dran an der Geschichte, dass der Verein mit den Wurzeln im Bürgertum und der jüdischen Community weniger schlimm ist als die anderen großen Vereine der Stadt. Transparente der Gäste aus der Kleinstadt Paks jedenfalls, die sich gegen Rassismus richteten, wurden von den Zuschauer_innen auf der Heimseite, die über die ganze Haupttribüne verteilt saßen und ansonsten in etwa genauso still waren wie der Gästeanhang, beklatscht und bejubelt. Na immerhin…

Das Spiel selbst pendelte über weite Strecken vom Niveau her irgendwo zwischen 3. Liga und Regionalliga Nordost. Da aber beide Teams, obwohl sie in der Tabelle nicht gerade Nachbarn sind, in etwa gleich stark waren, war es trotzdem ein unterhaltsames Spiel. Die Gastgeber, die, wenn es so weiter geht, wohl gegen den Abstieg spielen werden, waren jedoch spätestens in der zweiten Hälfte das bessere Team. Vor allem Tibor Ladány und Patrik Vass auf den Flügeln machten eine gute Partie. Wer auf dem Spielfeld wer war, konnte ich mir zum Glück erschließen, weil ich tags zuvor das ziemlich gute Saisonspecial des Nemzeti Sport Magazin für umgerechnet gerade mal zwei Euro gekauft hatte. Ob die Gäste jetzt aber Paksi FC, Paksi SE oder MVM-Paks hießen, was ich alles irgendwo gelesen hatte, konnte ich nicht herausfinden. Für den Spielverlauf ist es aber auch egal. Dort gab es zumindest nach der Pause gut was zu sehen. Kurz nach Wiederanpfiff und erneut kurz vor Schluss machte MTK dann zwei Tore und damit den Außenseitersieg perfekt. Vor allem das zweite Tor, das Zsolt Pölöskei aus der Distanz besorgte, war ein echter Hingucker.

Nach dem Spiel leerte sich das Stadion schnell und auch ich machte mich auf den Heimweg. Diesmal jedoch ging es zu Fuß entlang der Schnellstraße zur Metrostadion am Puskás Ferenc Stadion, wo ich ja am Tag drauf noch das Derby zwischen Ferencváros und Újpest sehen wollte. Schon beim Gedanken daran kribbelte die Vorfreude in mir, aber auch das eben Erlebte machte mich selig. Guter Fußball, entspannte Fans, schönes Stadion. Viel mehr kann mensch eigentlich nicht verlangen…

F#071

Song zum Spiel: Plaided – „Oh My Dog“

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Csepel FC – Ferencváros TC 1:14 (0:5)

21.09.2013, 11 Uhr, Csepel SC Stadion (Nebenplatz), Budapest (Ungarn), Női Magyar Kupa (Pokal, 2. Runde, Frauen)

Zuschauer_innen: 20

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Csepel ist ein auf einer Insel in der Donau gelegener Bezirk im Süden Budapests. Vom Zentrum aus ist es mit Tram und Bus etwa eine Dreiviertelstunde bis dort hin. Wenn mensch genau weiß, wo welcher Bus fährt und beim Umsteigen Glück mit den Wartezeiten hat, geht es vielleicht auch in eine halben. Die Gegend ist ein ehemaliges Zentrum der Schwerindustrie und entsprechend stark von seiner Geschichte als Arbeiterviertel geprägt. Im Klartext heißt das Wohnblock neben Wohnblock neben Wohnblock. Dazu gesellen sich neuerdings zahlreiche Wandplaketten und Denkmäler, die an nationale Held_innen und an Großungarn erinnern, aber das ist momentan wohl überall in diesem Scheißland so. Wirklich erfolgreich war der Verein, bei dem einst der spätere Bayern-Trainer Pál Csernai kickte, nur in den 1940ern und 1950ern, als er immerhin viermal Ungarischer Meister werden konnte. Heute dagegen spielen die Männer in der dritten, die Frauen immerhin in der zweiten Liga. Das Stadion allerdings versprüht noch immer den mittlerweile etwas rostigen Charme alter Tage. Das heutige Pokalspiel jedoch wurde leider nicht dort, sondern auf einem Nebenplatz ausgetragen. Dabei kam mit Ferencváros ein Verein, dessen Männerteam seit quasi immer zu den Besten Ungarns gehört und dessen Frauenteam auch erstklassig spielt. Der Klassenunterschied machte sich auch auf dem Feld sofort bemerkbar. Bereits nach sieben Minuten stand es 0:1, zur Halbzeit bereits 0:5. Das Spiel fand über weite Strecken nahezu ausnahmslos in der Hälfte von Csepel statt und die Torhüterin der Gäste verbrachte mehr Zeit außerhalb des eigenen Sechzehners als darin. Zur Halbzeit kam dann Petra Krascsenics für Dorina Derzsényi und machte mal eben sieben Tore. Am Ende stand es 14:1 für die Gäste. Den Ehrentreffer erzielte Emília Aténé Görög, die kurioserweise bis in die zweite Hälfte hinein als Torhüterin gespielt, dann aber die Rollen mit einer ihrer Feldspielerinnen getauscht hatte, weil sie wohl keine Lust mehr hatte, ständig hinter sich greifen zu müssen. Beste Spielerin bei Csepel war allerdings Nikolett Balogh, die anfangs zwar eher wegen ihrer wasserstoffblonden Haare auffiel, in der zweiten Hälfte jedoch einige schöne Kunststückchen am Ball zeigte. Gegen das erstaunlich junge, aber sehr kompakt agierende und durchweg technisch hervorragende Team von Ferencváros hatte Csepel zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance. Neben der Toptorschützin Krascsenics fiel dabei vor allem Kata Lívia Ferencz auf, die auf dem rechten Flügel wirklich gute Arbeit ablieferte und ein gutes Gespür für freie Räume zeigte. Am Ende war das Spiel zwar sehr einseitig, aber als Gesamtpaket mit Bummel durch Csepel war der Ausflug dennoch eine gelungene Sache.

F#070

Song zum Spiel: Beck – „Loser“

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1. FC Union Berlin II – SV Babelsberg 03 1:1 (1:0)

Sonntag, 15.09.2013, 13.30 Uhr, Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin, Regionalliga Nordost (6. Spieltag, 4. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 871 (offiziell)

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Mit dem Fahrrad wieder quer durch die Stadt und dann auch tatsächlich mehr oder weniger genau zum Anpfiff vor Ort – genauso wie reichlich Polizei und Sicherheitsdienst. Krawallorientierte Klientel dagegen war weit und breit nicht zu erkennen. Dafür spielten vor dem Stadion tatsächlich ein paar Menschen Cricket. Dank des Dachs der Gästekurve war der Support von Filmstadtinferno und Co. wirklich hervorragend und das trotz frühen Rückstands. Auf der Heimseite war es dagegen ausgesprochen still, wohl auch weil die Erste von Union zeitgleich in Ingolstadt spielte und dabei sensationell die Tabellenführung eroberte. Hier in Berlin war es jedoch einmal mehr der unnachahmliche Süleyman Koc, der Babelsberg quasi im Alleingang im Spiel hielt und das Unentschieden herausholte. Kurz von Schluss hatte er sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß, aber das wäre wohl des Guten dann doch zu viel gewesen in diesem Spitzenspiel der Regionalliga. Nach dem Abpfiff ging es dann auf den Flohmarkt nebenan im Mauerpark, wo aber außer einer Single aus DDR-Beständen und einem Spiel für den Gameboy Advance nichts zu holen gab.

F#069

Song zum Spiel:  Joanna Newsom – “The Book of Right-On”

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FC Viktoria 1889 Berlin – SV Meppen 0:2 (0:0)

Sonntag, 15.09.2013, 11 Uhr, Friedrich-Ebert-Stadion, Berlin, 2. Bundesliga (2. Spieltag, 2. Liga, Frauen)

Zuschauer_innen: 72 (offiziell)

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Am Sonntagmorgen ohne Frühstück mit dem Fahrrad durch die halbe Stadt zu fahren, um ein Fußballspiel zu schauen, gehört nicht unbedingt zu den klügsten Dingen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Aber immerhin war ich nicht alleine damit und dank Kaffee vor Ort und Brötchen von der Bäckerei um die Ecke gab es halt Frühstück im – nebenbei erwähnt sehr hübschen – Stadion in Tempelhof. Das Spiel ließ auch leider reichlich Zeit zum Essen. Der Viktoria, die im der letzten Saison noch der Lichterfelder FC gewesen ist, war allerdings durchaus anzumerken, dass sie noch neu in der Liga sind und sich noch nicht ganz an das doch deutlich höhere Niveau gewöhnt haben. Mit dem SV Meppen war jedoch auch eines der Spitzenteams der Nordstaffel zu Gast. Dass es am Ende nur 2:0 für die Gäste stand, lag vor allem an den unzähligen Aluminiumtreffern und weniger an der Abwehr, die sich mehr als einmal mit nur einem einzigen Pass übertölpeln ließ. Dass zu so einem Spiel – früher Morgen hin oder her – ist echt eine Schande…

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Song zum Spiel: Cat Stevens – „Morning has broken“

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VfB/Einheit zu Pankow – SV Stern Britz 0:2 (0:0)

Samstag, 14.09.2013, 14.15 Uhr, Paul-Zobel-Sportplatz, Berlin, Bezirksliga Staffel 2 (5. Spieltag, 8. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 200

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Wenn ein Club im näheren Umkreis zum 120. Vereinsjubiläum lädt und auch gleich noch ein Fußballspiel dazu bietet, spricht einiges dafür mal vorbei zu schauen – vor allem wenn das Wetter schön ist und das Fahrrad bereitsteht. Auf dem nach einem von den Nazis ermordeten Antifaschisten Paul-Zobel-Sportplatz war ziemlich was los mit Federweißer und Flammkuchen, Tombola und T-Shirt-Resterampe. In der Halbzeitpause wurde eine der Kurven nach der DDR-Kaberettlegende Edgar Külow benannt, weil dieser bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr glühender Anhänger des Vereins gewesen war. Schöne Sache, auch wenn in der kurve normalerweise mehr oder weniger niemand steht. Die Gäste aus Britz wollten auch nicht recht mitspielen bei dem Gefeier und erwiesen sich mit ihrem verdienten Auswärtssieg als Partycrasher. Für Bezirksliga hatten aber eigentlich beide Seiten ein gutes Niveau. Hin und wieder gab es von rund einem Dutzend Anhänger_innen der Gastgeber sogar ein bisschen Support mit „Einheit“-“Pankow“-Wechselgesängen. Edgar Külow hätte es sicher gefreut.

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Song zum Spiel: The Donnas – „Who invited you“

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Tennis Borussia Berlin – SC Staaken 3:2 (2:1)

Freitag, 13.09.2013, 19 Uhr, Mommsenstadion, Berlin, Berlinliga (7. Spieltag, 6. Liga, Männer)

Zuschauer_innen: 361 (offiziell)

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Der geilste Club der Welt zu Gast im Mommse. Da musste ich natürlich hin. Die Gäste vom dörflichen Rand Berlins konnten mit den Gastgebern jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich mithalten. TeBe war nach vorne ganz klar das bessere Team und hätte locker und leicht noch mehr Tore schießen können. Dass Staaken überhaupt zu zwei Toren kam, lag nur an haarsträubenden Abwehrfehlern auf Seiten der Lila-Weißen. Sei es drum und Schwamm drüber. Am Ende reichte es zum Heimsieg und zum Festsetzen im oberen Tabellendrittel. Guter Auftakt zu einem fußballreichen Wochenende.

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Song zum Spiel: Village People – „Macho Man“

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